Mit viel Einsatz gehen Lucia Wein (12) und Enya Holzweber (11) zum Rollkunstlauftraining der DJK-Sportfreunde Reichenberg. Die beiden Realschülerinnen verrieten, welche Sprünge und Figuren sie für ihren ersten Wettkampf einüben.
Bevor die beiden Mädchen aus der Kreisstadt mit dem Training beginnen, steht etwas Lästiges an: das aufwendige Schnüren der Rollschuhe. Dem Aufwärmen folgt die Arbeit an Sprüngen. Das dumpfe Geräusch der geglückten Landungen durchbricht das durchgängige Rauschen der Rollen auf dem Hallenboden.
Besonders fordert beide der Salchow heraus. „Dabei laufen wir rückwärts an, drücken uns mit dem Stopper des linken Rollschuhs vom Boden ab und reißen das rechte Knie hoch“, erklärt Lucia. Klappt alles, folgt eine ganze Drehung samt Landung auf dem rechten Fuß. Die größte Schwierigkeit besteht darin, hoch genug hinauszukommen. Enya weiß: „Um Schwung zu holen, hilft es, die Arme vor die Brust zu nehmen.“ Und gut aussehen tut das auch.
Die nötigen Tipps erhält der Nachwuchs von Coach Gina Pröbstl. In der Tat ist sie die amtierende Bayerische Meisterin im Rollkunstlauf. „Gina ist immer lustig und kann alles super erklären“, sagt Lucia. Und Enya findet: „Wenn Gina es uns vormacht, sieht alles so leicht aus.“ Beide beeindruckte mächtig, als sie ihre Trainerin beim Vorbereiten auf einen Wettkampf mehrere Doppelsprünge hintereinander vollenden sahen. Enya: „Das ist krass.“
Aktuell arbeiten die Nachwuchs-Rollkunstläuferinnen fleißig an der eigenen Sprungtechnik. Zwar verleiht Lucia der sogenannte Toeloop ein besonders erhebendes Gefühl. Am besten klappt bei ihr jedoch der Dreiersprung, bei dem sie gekonnt eine halbe Drehung vollführt.
Neben Sprüngen studieren die Mädchen grazile Figuren ein, etwa den Mond oder den Flieger. „Und bei der Kanone fährt man ganz tief mit gestrecktem Bein voran“, erklärt Enya. Über ihre Schulkameradin sagt sie: „Lucias Stärke ist die schöne Haltung.“ Und Lucia bewundert an Enya, „wie sie beim Springen hochkommt“.
Einige Figuren und Sprünge klappen gut, bei anderen ist Luft nach oben. Auf alle Fälle dürfen die Aktiven beim Einstudieren nicht wehleidig sein. Ein paarmal pro Training fällt der Nachwuchs nämlich hin und landet dabei meistens auf dem Hintern. Einmal stürzte Lucia, und Enya purzelte über sie drüber. Aber passiert ist den beiden Sechstklässlerinnen nichts.
Seit etwa drei Jahren widmen sich die beiden engagiert ihrem Hobby. Lucia bekam ihre Rollschuhe zur Kommunion geschenkt, Enya zum Geburtstag. Jeden Dienstag ab 17 Uhr trainiert der Nachwuchs im Alter von sechs bis 13 Jahren in der oberen Gymnasium-Turnhalle. Die zusätzliche Einheit samstags in Eggenfelden fällt derzeit aus. Wer mehr über den Rollkunstlauf bei den Sportfreunden wissen will, kontaktiert Co-Coach Steffi Perzlmaier unter 0160/8132828.
Bislang haben Lucia und Enya noch keine Wettkampferfahrung sammeln können. Das soll sich heuer ändern. Bereits jetzt studiert der Nachwuchs eine rund zweiminütige Kür ein, welche auf der Bayerischen Meisterschaft am 17. und 18. September in Hof (Oberfranken) präsentiert werden soll. Enya: „In unserer Altersklasse müssen wir auf alle Fälle Salchow, Dreiersprung und Mond zeigen.“ Ihre Kür will die Sechstklässlerin zur Instrumental-Version des Songs „Bad Habits“ von Ed Sheeran laufen. „Das Lied höre ich sowieso jeden Tag“, so Enya. Ihre Schulkameradin Lucia lässt sich von einem ihrer Lieblingsstreifen inspirieren und studiert ihre Kür zur Filmmusik von „Avengers: Endgame“ ein.
Schritt für Schritt erzielen die beiden Fortschritte. In sechs Monaten wollen sie im feschen Kostüm und mit frisch geölten Rollen ihre Kür bei den landesweiten Titelkämpfen meistern. „Am schönsten wäre es, wenn eine von uns beiden gewinnt“, sagt Lucia schon jetzt und fährt fort: „Und wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm.“ – Herwig Slezak (erstmals erschienen in der PNP-Serie „Jung & bunt“ am 18. März 22).
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