Den schwarzen Gurt tragen zu dürfen, zeichnet Karatekas aus. Jacqueline Theil (16) und Andreas Huber (18) stellen sich in Kürze der schweren Prüfung. Der Heimatzeitung erzählten die zwei Aktiven der DJK-Sportfreunde Reichenberg von ihrem langen Weg zur Meisterschaft.
Jacqueline bezeichnet Karate „als Kampfkunst, bei der immer neue Ziele gesetzt werden“. Andreas zufolge müssen dafür Disziplin, Konzentration, Ehrgeiz und Ausdauer mitgebacht werden. Im Rahmen der Farbenlehre für Gurte arbeiteten sich die beiden jungen Karatekas Stufe für Stufe hoch. Aktuell tragen die zwei Rottaler den dritten Braungurt. Beim nächsten Schritt winkt der erste Dan, also der Schwarzgurt. „Damit fängt Karate erst richtig an“, findet Zehntklässlerin Jacqueline von der Realschule Pfarrkirchen. Zwölftklässler Andreas vom Gymnasium bezeichnet den angestrebten Meistergrad als „Lernstand, den es zu bewahren und zu verbessern gilt“. Dazu gehört, das erworbene Wissen weiterzugeben. Passenderweise helfen beide schon jetzt beim Nachwuchs-Training ihrer Reichenberger Vereinssparte fleißig mit.
Auf Turnieren zählt zu Jacquelines Vorlieben, „mit Fußkampf schnell zum Erfolg zu kommen“. Auch Andreas feilt an der perfekten Fußtechnik und erklärt: „Es geht um Körperbeherrschung und darum, dass der Oberkörper gerade bleibt.“ Angesichts seiner Größe von 1,95 Meter muss er stets an seiner Dynamik arbeiten. Zugleich bringt seine Statur eine enorme Reichweite mit sich, was sich bei Wettkämpfen natürlich als Vorteil erweist. Im Training traf er einmal mit der Faust aus Versehen Jacqueline auf der Nase. „Das passiert im Eifer des Gefechts“, beschwichtigt die getroffene Sportlerin. Ein anderes Mal fuhr Jacqueline mit einem geprellten Kiefer zu einem Wettkampf. Andreas wiederum brach sich beim Karatesport bereits die Hand.
Ohne die nötige Härte und ohne Fleiß kein Preis: Jeweils im Alter von etwa sechs Jahren fingen beide mit dem Training an. Aktuell streifen sie sich mindestens fünf Mal pro Woche den Karateanzug im vereinseigenen Übungsraum über. Samstags kommen Lehrgänge oder Meisterschafswettkämpfe hinzu. Als größten Erfolg bezeichnet Andreas den Gewinn der DTKV-Meisterschaft in Kumite (Freikampf) vor rund drei Jahren. Jacqueline holte bei diesem Wettbewerb in ihrer Altersklasse sogar dreimal Gold. Aktuell zählt sie zum DJKB-Bundesjugendkader. Über die Schwarzgurtprüfung hinaus will sie „am liebsten einmal bei der EM starten“. Andreas schwebt vor, „ein richtig guter Trainer zu werden.“
Zu ihrer dreiteiligen Schwarzgurt-Prüfung zählen der Freikampf, Kata-Einzel (Schattenkampf) sowie das Beherrschen von Grundtechniken (Kihon). In den letzten Tagen vor der Abnahme intensivieren die baldigen Prüflinge das Training der geforderten Techniken. Zu den einstudierten Übungen zählt die Schwerthandabwehr in der Rückwärtsstellung (Shuto Uke, Kokutsu Dachi). Sowieso steigen die Ansprüche an die aktiven Karatekämpfer stetig.
Am 11. März ist es soweit. Dann fahren Jacqueline und Andreas nach Unterföhrung bei München. Dort erwartet sie der italienische Nationaltrainer Silvio Campari (7. Dan, also 7. Schwarzgurt). Der Meister nimmt die Techniken für den ersten Schwarzgurt ab. Dieses Procedere wird Shodan genannt. Jacqueline wie Andreas gehen davon aus, dass die Prüfung mindestens eine halbe Stunde lang dauern wird. Da sich beide seit über einem halben Jahr gewissenhaft darauf vorbereiten, rechnen sie sich ohne Übermut „gute Chancen aus“. Nicht nur Andreas weiß: „So oder so kann die Prüfung ganz schnell vorbei sein.“ – Herwig Slezak (erstmals erschienen in der PNP in der Serie Jung & bunt am 23. Februar)