Nach 15 Jahren hören Hans (74) und Maria (67) Lindlbauer zum Jahresende als Wirtspaar der Vereinsgaststätte der DJK-Sportfreunde Reichenberg aus Altersgründen auf. Beim gemeinsamen Blick zurück zeigen sie sich sicher: „Die Wirtschaft ist das Herz jedes Vereins.“
Zusammen 15 Tische im Hauptraum und dem Stüberl, dazu der überdachte Biergarten vor dem Haus – so sieht das Reich der zwei Wirtsleute aus. In der Küche schwingt Maria Lindlbauer mindestens zweimal pro Woche den Kochlöffel. Einmal duftet es nach Schweinebraten, ein anderes Mal nach asiatischem Curry oder Spaghetti Bolognese. Auf diese Delikatessen freuen sich am Mittwoch die Kartenspieler der Alten Herren, zu denen die aktiven AH-Fußballer sowie die Karateka stoßen. Tags darauf schlagen sich die Senioren-Kicker nach dem Training ihre hungrigen Mägen voll. Hans und Maria Lindlbauer finden, „dass die Gaststätte zum Vereinsleben dazugehört“. Denn: „Wenn jeder nach dem Training gleich wieder heimgeht, entsteht keine Kameradschaft.“
Während der Sommersaison sperren die Lindlbauers das Vereinsheim drei bis viermal pro Woche auf. Zu den Trainingsabenden kommen Sitzungen der Vereinsgremien hinzu. Am Wochenende folgen die Spiele der Fußballteams. Dann verkaufen die Wirtsleute im angeschlossenen Kiosk gekühlte Getränke, Süßigkeiten, Wurst- und immer mehr Käsesemmeln. „Wenn nach dem Spiel neben den eigenen Leuten auch die Gastmannschaft einkehrt, kann es schon spät werden“, weiß Hans Lindlbauer. Darüber hinaus stehen in der kalten Jahreszeit eine Reihe von Weihnachtsfeiern der Teams und Sparten an. Rund um den Jahreswechsel kehrt Ruhe ein.
Dass Hans und Maria Lindlbauer das Vereinsheim übernehmen, ergab sich zufällig. Hans, der damals in Altersteilzeit ging, erinnert sich: „Als sich niemand gefunden hat, haben wir das zum Übergang gemacht.“ Und diese Zwischenlösung bewährte sich anderthalb Dekaden lang. Voller Freude blicken beide darauf zurück, drei Generationen von Fußballern auf die eine oder andere Art begleitet zu haben. Sticht eine Wespe einen Aktiven, haben Hans und Maria ein schmerzlinderndes Gel parat. Verletzt sich jemand auf dem Platz, stellen sie das Eis zum Kühlen der Schwellung bereit. Oder „erst vor Kurzem hat eine Spielerin der Gäste die abgepumpte Muttermilch für ihr Baby während der Partie in unserer Kühlung aufbewahrt“, erzählt Maria. So finden beide unterm Strich: „Es war eine wunderbare Zeit, die uns selbst jung gehalten hat.“
Was die Anfänge anbelangt, fanden die Lindlbauers wie so viele über ihr eigenes Kind zum Verein. Erst engagierte sich Hans als E-Jugend-Trainer, dann stieg er zum Jugendleiter auf. Mittlerweile ist ihr damals neunjähriger Sohn auch schon 40 Jahre alt. Ab 2001 führte Hans Lindlbauer als Vorsitzender zwölf Jahre lang den Gesamtverein. Und bis zur letzten Neuwahl der Vorstandschaft kümmerte sich der rüstige Rentner um die Liegenschaften. Nur zu gut weiß er: „Ohne Ehepartner, der mitspielt, funktioniert das nicht.“ Und das gilt auch für den Betrieb des Vereinsheims. „Manchmal geht es alleine, manchmal braucht man Verstärkung“, so die Wirtsleute im Hinblick auf mögliche Nachfolger.
Die Zeit in der Vereinsgaststätte möchten Hans und Maria Lindlbauer nicht missen. Natürlich blicken sie ihrem letzten Tag als Wirte ein Stückweit wehmütig entgegen, wissen aber: „Alles hat seine Zeit.“ Nun hoffen beide, „dass es im neuen Jahr mit passenden Pächtern weitergeht“. Natürlich wollen sie dem Verein weiterhin treu bleiben, allerdings künftig als Gäste, etwa zu den Heimspielen der Seniorenmannschaft. Maria: „Da freue ich mich jetzt schon auf ein gemütliches Glas Valdo-Sekt mit meiner Damenrunde.“ – Herwig Slezak
PS Wer es sich gut vorstellen kann, das Vereinswirtshaus zu übernehmen, darf gerne den Verein kontaktieren
